Diagnose eines ADHS
Die Diagnostik eines ADHS orientiert sich an den Diagnosesystemen ICD-10 und DSM-IV. Es wird eine Routinediagnostik durchgeführt, bestehend aus:
- Patientengespräch (Anamnese)
- körperlicher und neurologischer Diagnostik
- Überprüfung der Motorik (motoskopischer/motometrischer Entwicklungsstatus)
- Untersuchung von Gehör und Sehfähigkeit (Audiometrie, Visusüberprüfung)
- Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns (EEG, Elektronenenzephalografie), Laborstatus
Zudem werden neuropsychologische Tests durchgeführt:
- Leistungstest, Konzentrationstest
- Test auf Teilleistungsstörungen
Mit der Differentialdiagnostik können das Vorliegen von Krankheiten mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen und begleitende Störungen diagnostiziert werden, wie z.B. Tics, und Zwangsstörungen.
Klassifizierung nach ICD-10
Nach dem Klassifikationsverfahren ICD-10 wird zwischen zu Hause auftretenden und in der Schule oder im Kindergarten auftretenden Symptomen unterschieden. Ein ADHS ist angezeigt, wenn jeweils drei der genannten Schwierigkeiten auftreten:
Zu Hause
- kurze Dauer spontaner Aktivitäten
- mangelnde Ausdauer beim Spielen
- häufiges Wechseln zwischen verschiedenen Aktivitäten
- beeinträchtigte Ausdauer bei der Aufgabenbewältigung
- hohe Ablenkbarkeit bei schulischen Arbeiten
- motorische Unruhe
- ausgeprägte Zappeligkeit und Bewegungsunruhe
- ausgeprägte Aktivität in Situationen, die Ruhe verlangen
- Schwierigkeiten, sitzen zu bleiben
In der Schule
- geringe Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben
- hohe Ablenkbarkeit
- überhäufiger Wechsel zwischen verschiedenen Aktivitäten
- extrem kurze Dauer von spielerischen Beschäftigungen
- exzessive motorische Unruhe, wenn freie Aktivität erlaubt ist
- ausgeprägte Zappeligkeit in strukturierten Situationen
- extrem viel Nebenaktivitäten bei der Erledigung von Aufgaben
- fehlende Fähigkeit, sitzen zu bleiben
Klassifizierung nach DSM-IV
DSM-IV unterscheidet zwischen Symptomen der Unaufmerksamkeit sowie der Hyperaktivität und Impulsivität. In beiden Bereichen müssen jeweils sechs Merkmale in einem für den Entwicklungsstand des Kindes unnormalen Ausmaß zutreffen.
Symptome der Unaufmerksamkeit:
- beachtet Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler
- hat Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten
- scheint nicht zuzuhören
- führt Anweisungen anderer nicht vollständig durch und bringt Arbeiten nicht zu
Ende
- hat Schwierigkeiten sich zu organisieren
- vermeidet Aufgaben, die längere geistige Anstrengung erfordern
- verliert Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt werden
- leichte Ablenkbarkeit
Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität:
- Zappeligkeit, Rumrutschen auf dem Stuhl
- steht in Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf
- läuft herum in Situationen, in denen es unpassend ist
- hat Schwierigkeiten, ruhig zu spielen
*i st häufig „auf Achse“ oder handelt, als wäre es „getrieben“
- redet übermäßig viel
- platzt mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist
- kann nur schwer warten, bis es an der Reihe ist
- unterbricht und stört andere häufig
Für eine Diagnose nach DSM-IV ist zudem unerlässlich, dass
- einige Symptome vor dem 7. Lebensjahr und in zwei oder mehr Bezugssystemen (z.B. Schule und zu Hause) auftreten
- deutliche Belege für eine klinisch bedeutsame Beeinträchtigung im sozialen, schulischen oder beruflichen Umfeld existieren
- die Symptome nicht durch andere psychische Störungen erklärt werden können
Lydia Köper
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