Entstehung eines ADHS
Auch wenn es eine verbreitete Annahme ist, so haben ADS und ADHS nichts mit erzieherischem Unvermögen der Eltern zu tun. Die typischen Symptome der Krankheit lassen sich kaum durch erzieherische Maßnahmen oder durch Verhaltenstherapien beeinflussen und schon gar nicht abstellen. Der heutige Stand der Wissenschaft zeigt warum – ADS und ADHS sind neurobiologische Störungen.
Ursachen eines ADHS
Die neurobiologische Störung, die einem ADHS zu Grunde liegt, ist bei 50 % der Betroffenen genetisch bedingt (erblich veranlagt). Entsprechend tritt die Krankheit oftmals bei mehreren Personen in der nahen Verwandtschaft wie bei Eltern und Geschwistern auf. Betroffen sind Bereiche des Gehirns, genauer des Frontalhirns, in denen die Motivation, Kognition (Informationsumgestaltung), Emotion und das Bewegungsverhalten reguliert bzw. deren Zusammenwirken koordiniert wird. Da neben dem Frontalhirn auch Bereiche des so genannten Striatums (Teil der zum Großhirn gehörenden Basalganglien) betroffen sind, sprechen Mediziner auch von einer striatofrontalen Dysfunktion.
Botenstoffe des Gehirns
Eine Ursache für ADHS ist eine Abnormalität der Signalverarbeitung im Gehirn. Diese Störung basiert auf einem Mangel oder einer verminderten Wirkung der Botenstoffe (Neurotransmitter) Noradrenalin und Dopamin. Über Noradrenalin wird beispielsweise die Aufmerksamkeit gesteuert, über Dopamin die Motivation. Resultat einer gestörten Signalverarbeitung sind entsprechend Schwierigkeiten der Betroffenen, sich auf eine Sache zu konzentrieren und äußere Reize auf deren Wichtigkeit oder Unwichtigkeit zu filtern, also eine leichte Ablenkbarkeit und Reizüberflutung. Zudem wird wurde eine Beteiligung des Botenstoffes Serotonin an einem ADHS nachgewiesen. Serotonin steuert die Impulsivität und kann entsprechend bei einer Störung zu einer gesteigerten Impulsivität, einer geringen Frustrationstoleranz und einer schlechten Verhaltensanpassung der Betroffenen an die jeweiligen Gegebenheiten führen.
Veränderungen im Stoffwechsel
Auf eine verminderte Aktivität des Frontalhirns deuten neben der reduzierten Signalübertragung durch Botenstoffe zudem Veränderungen im Glukose-Stoffwechsel hin. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass in der Region des Frontalhirns bei ADHS-Patienten weniger Glukose umgesetzt wird als bei Nicht-Betroffenen. Da Glukose der Energieversorgung dient, wird entsprechend weniger Energie in diesem Hirnareal zur Verfügung gestellt. Zudem wurden Minderdurchblutungen im Frontalhirn festgestellt.
Erworbene ADHS
Ist die Ursache eines ADHS nicht genetisch bedingt, so spricht man von einer erworbenen ADHS. Faktoren, die zu einem erhöhten Risiko einer Erkrankung des Kindes führen, sind Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, ein niedriges Geburtsgewicht, Infektionen, eine vermehrte Aufnahme von Schadstoffen sowie Erkrankungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems. Eine Belastung während der Schwangerschaft durch Alkohol- oder Zigarettenkonsum der Mutter steigert ebenfalls die Wahrscheinlichkeit des Kindes, zu erkranken. Selbst Passivrauchen konnte in einer Studie als Risikofaktor nachgewiesen werden.
Lydia Köper
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