Wissenswertes über ADHS
ADHS bei Erwachsenen
Entgegen der Meinung, dass ADHS eine Störung des Kindes- und Jugendalters darstellt, können die Symptome bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. So leiden schätzungsweise zwei Millionen Erwachsene in Deutschland an der Krankheit, ohne es zu wissen. Ca. 30 bis 50 % der an ADHS erkrankten Kinder zeigen auch im Erwachsenenalter deutliche Symptome, wobei diese sich meistens gegenüber den ursprünglichen Symptomen im Kindesalter verändert haben (Symptom-Shift).
Symptome/Diagnostik
Angelehnt an die Diagnostik bei Kindern gibt es auch für Erwachsene ein Schema, nach dem ADHS diagnostiziert wird. Dies sind die so genannten Wender-Utah-Kriterien, bestehend aus:
- Aufmerksamkeitsstörungen
- motorischer Hyperaktivität
- Verträumtheit, geistiger Abwesenheit
- Affektlabilität, Impulsivität
- Chaos, Desorganisation
- Probleme am Arbeitsplatz und mit Mitmenschen
- schneller Erschöpfung und Lustlosigkeit
Zudem treten häufig Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) wie Leserechtschreibschwäche, Rechenschwäche, Tics, Zwänge, Störungen des Sozialverhaltens und Schlafstörungen auf. Durch ihr oftmals unüberlegtes Handeln haben ADHS-Betroffene eine erhöhte Unfallrate im Vergleich zu Nicht-Betroffenen. Im Erwachsenenalter stehen häufig nicht mehr die eigentlichen ADHS-Symptome im Vordergrund, sondern häufig die Begleit- und Folgeerkrankungen. 30 % der erwachsenen Betroffenen leiden an Ängsten und Depressionen , die meistens eine Folge des ADHS sind. Besonders problematisch ist die hohe Suchtgefährdung – bei bis zu 50 % der Alkoholiker finden sich Hinweise auf ein seit der Kindheit bestehendes ADHS. Ein erheblicher Nikotinmissbrauch ist ebenfalls nicht selten. Eine mögliche Ursache dafür könnte eine Art unbewusste Selbstmedikation sein, da Nikotin unter anderem den Dopamin-Haushalt beeinflusst. Sämtliche anderen Suchtformen wie Esssucht, Kaufsucht oder Spielsucht treten ebenfalls gesteigert auf. Zudem zeigen Betroffene ein erhöhtes Risiko für kriminelle Handlungen.
Positive Aspekte
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ADHS nicht nur negativ ist. Trotz aller Schwierigkeiten für die Betroffenen und deren Mitmenschen bringt es auch positive Aspekte mit sich. Die Betroffenen sind häufig kreative, originelle Menschen und Vordenker, da sie sich eben nicht immer an die konventionellen Regeln halten und ständig alles infrage stellen. Wenn diese Menschen eine für sie passende berufliche Nische gefunden haben, sind sie häufig genial und unschlagbar in ihrem Gebiet. In der Geschichte gibt es eine Reihe von berühmten Persönlichkeiten, denen ein ADHS oder ADS nachgesagt wird, z.B. Einstein, Edison, Mozart und Hemingway.
Durch ihre Begabung erlangten sie Weltruhm, auf der anderen Seite wurden ihnen Probleme mit familiären und sozialen Beziehungen nachgesagt, bedingt durch die Krankheit. ADHS reicht von Hochbegabten bis zu schwer gestörten Menschen, die an ihren ständigen sozialen Problemen und Misserfolgen zerbrechen. Nicht jede ADHS ist therapiebedürftig, aber wenn es zu erheblichen Problemen auf der Arbeit und im zwischenmenschlichen Bereich kommt, Depressionen oder Suchtentwicklungen auftreten, ist eine Therapie dringend angezeigt.
Lydia Köper
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